Seit fast drei Wochen nun wird der Geflüchtete Krishna im Abschiebegefängnis in Büren (NRW) gefangen gehalten. Der 42-jährige Mann gehört der unterdrückten und verfolgten Gruppe der Tamil:innen in Sri Lanka an und soll auf Anordnung des Landrats Kreis Steinfurt, der dortigen Ausländerbehörde und des Verwaltungsgerichts Münsters bis spätestens 27.06.2022 dorthin abgeschoben werden.
Seine Abschiebung nach Sri Lanka wäre in mehrfacher Hinsicht lebensbedrohlich und verantwortungslos!
Kurz nach der genozidalen Beendigung des Krieges wurde Krishna Ende 2010 in seiner Heimat vom Militär verhaftet und verschleppt. Ihm und seinem Freund wurde die frühere Mitgliedschaft an der tamilischen Widerstandsbewegung LTTE unterstellt, weswegen er tagelang an einem ihm unbekannten Ort gefoltert wurde. Erst gegen die Zahlung einer immens hohen Summe an Bestechungsgeld, die seine Familie in finanzielle Schwierigkeiten stürzte, wurde er schließlich freigelassen. Aufgrund der Drohungen verließ er über die Hauptstadt Colombo sofort das Land, musste hierfür erneut viel Geld zusammensammeln. Er flog nach Moskau und kam von dort über gefährliche Landweg-Fluchtrouten Ende Januar 2011 in Deutschland an.
Aufgrund der ihm gegenüber geäußerten Vorwürfe in Sri Lanka, drohen Krishna – wie vielen gleichaltrigen tamilischen Männern aus dem Norden des Landes – bei seiner Rückkehr massive Gefährdungen seiner Gesundheit durch (Geheim-)Polizei und Militär. Die Ausländerbehörde Steinfurt erkannt diesen Tatbestand jedoch nicht an und lehnt sein Asylgesuch trotz triftiger Gründe wiederholt ab.
Seit über 10 Jahren lebt Krishna nun in Deutschland und leidet seither wegen seiner Erfahrungen in der Heimat und der Flucht unter massiven psychischen Erkrankungen. Mitunter sind Symptome der Schizophrenie und post-traumatischen Belastungen medizinisch diagnostiziert worden. Neben seiner andauernd drohenden Abschiebung und der damit einhergehenden Instabilität, nahm sich seine Frau tragischerweise vor wenigen Jahren das Leben. Seither verschlechterte sich auch der Gesundheitszustand von Krishna rapide. Nur durch Aktivitäten und intensive Betreuung durch den Hindu-Tempel in Hamm und der dortigen tamilischen Gemeinschaft konnte ihm Sicherheit und Schutz gewährt werden. Kurz vor seiner Inhaftierung erst wurde aufgrund seines verschlechternden Zustands ein Betreuungsverfahren eingeleitet. Seit Jahren befindet sich Krishna in psychiatrischer Behandlung, zuletzt war er bis zum 25.05.2022 in der stationären Klinik, wo auch suizidale Zwangshandlungen erkannt wurden.
Einen Menschen in dieser desolaten, psychischen Gesundheitsverfassung seit nunmehr 2 ½ Wochen in einer Abschiebehaftanstalt zu isolieren ist eine akute Gefährdung seiner körperlichen Unversehrtheit, welche die zuständigen Behörden zu verantworten haben! Er muss mit sofortiger Wirkung entlassen werden. Nie hat er probiert unterzutauchen, weswegen die Haft umso mehr unnachvollziehbar ist.
Hinzu kommt, dass die derzeitige Lage in Sri Lanka schlecht ist. Ökonomisch, politisch, sozial und medizinisch ist das Land in einer weltweit medial dokumentierten Krisensituation. Es gibt kaum Benzin und Strom, viele Nahrungsmittel fehlen oder sind unbezahlbar und die medizinische Versorgung ist nicht mehr gewährleistet. Von anhaltenden, inselweiten Protesten wird seit Monaten berichtet. Gerade die im ehemaligen Kriegsgebiet lebenden Tamil:innen sind dabei im besonderen Maße von den Folgen von Armut, fehlender Infrastrukturen und Hunger betroffen. Viele Krankenhäuser machen zu, da sie keine Elektrizität mehr zur Verfügung haben oder Krankentransporte wegen des fehlenden Treibstoffes nicht mehr möglich sind. Die Abschiebung von Krishna wäre daher im doppelten Sinne inhuman: wegen seiner drohenden Folter durch das Militär und wegen der nicht gewährleisteten medizinischen Versorgung. Krishna ist aufgrund der Psychosen und anderer Erkrankungen dringend auf seine Medikamente und Ärzt:innen angewiesen, die er in Sri Lanka definitiv nicht haben wird.
Zudem ist die Militarisierung des sri-lankischen Staates derart massiv, dass Tamil:innen weiterhin unter struktureller sowie sexualisierter Gewalt, Repression, Unterdrückung, Überwachung etc. leiden. Aktuell sind 315.000 Soldat:innen im Land beschäftigt, obwohl der Krieg vor 13 Jahren zum brutalen Ende kam. Dazu kommen paramilitärische Strukturen und „Wächter:innen“ in den Dörfern. Das Land ist so kaum so groß wie Bayern, besitzt aber eine 2-3 fach so hohe Militärgröße im Vergleich zu Deutschland – bei einer Abschiebung würde Krishna also seinen Folterern direkt in die Hände übergeben werden.
Krishnas familäres Umfeld, z.B. seine Schwester und ihre Familie, befinden sich in Deutschland. Ebenso ist er gut in die Hindu-Tempel Gemeinschaft integriert. Er sollte auf keinen Fall aus seinem Umfeld herausgerissen werden! Zehn Jahre lang arbeitete Krishna Vollzeit bei einer Firma, die ihn nur aufgrund seiner entzogenen Arbeitserlaubnis nicht weiter beschäftigen konnte – nach wie vor wird ihm angeboten, dass er dort eine Anstellung wieder bekommen kann. Hier ist das schriftliche Angebot hierzu: (Link1)(Link2)
Krishna könnte in der Bundesrepublik einer Arbeit nachgehen und dabei weiterhin eine gute psychische Behandlung erfahren – diese sichere Zukunft wird durch die deutschen Behörden im verwehrt! Da das Asylverfahren von Krishna neu aufgerollt wird, hat seine Anwältin bereits die juristischen Wege mittels Eilantrags in die Wege geleitet.
Wir fordern daher den Landrat Kreis Steinfurt, die Ausländerbehörde Steinfurt und as Verwaltungsgerichts Münster auf, Krishna sofort aus seiner Haft in Büren zu entlassen und ihm sein Recht auf Asyl, körperliche Unversehrtheit und ein Leben in Würde und Schutz in Deutschland zu gewähren!
Wir rufen alle solidarischen Menschen, Gruppen, Vereine usw. dazu auf, Krishna im Kampf gegen seine inhumane Abschiebung zu unterstützen! Bitte schickt uns ein Video Solidaritäts-Statement und/oder ein Brief an die zuständigen Behörden mit der Forderung, Krishna von der Haft zu entlassen und ihm Asyl in Deutschland zu gewähren.
Richtet eure Protest-Schreiben an: auslaenderbehoerde@kreis-steinfurt.de und vg-muenster@egvp.de-mail.de
Bitte auch eine Kopie an uns zukommen lassen imrvbremen@gmail.com, damit wir zusätzlich alle Schreiben an die Behörden faxen können, da Mails oft nicht rechtzeitig gelesen werden. Gibt uns bitte eine kurze Auskunft dazu, ob ihr damit einverstanden seid, die Video- bzw. schriftlichen Statements auf unserer Webseite zu veröffentlichen (www.humanrights.de).